Hochwasser
Hochwasser-Stadtführung
Orte der Flut
Das nächste Hochwasser in Lauenburg kommt bestimmt -
Wie die Bürger mit dieser Bedrohung umgehen, ist bei einer Stadtführung zu erfahren
Lauenburg. Das vorerst letzte große Hochwasser in Lauenburg war im Jahr 2013. Der Pegel stand auf 9,64 Meter. Die Menschen am Fluss haben inzwischen gelernt, mit der Bedrohung durch die Elbe zu leben. Wie, das schilderte Dr. Claudia Tanck bei einer Stadtführung am Sonnabend, 13. Oktober. Start war 14.30 Uhr am Elbschifffahrtsmuseum.
Fluss birgt Gefahren
Wenn die Elbe Hochwasser führt, drücken die Fluten des Stromes regelmäßig gegen die Mauern der Häuser in der Lauenburger Altstadt. Der Fluss ist seit Jahrhunderten die Lebensader der Stadt gewesen.
Doch die Lage am Fluss birgt auch Gefahren. Immer wieder ist die südlichste Stadt in Schleswig-Holstein im Laufe der Geschichte von schweren Hochwassern heimgesucht worden. Die letzte Flut in 2013 hat sogar die Bundeskanzlerin nach Lauenburg geführt. Damals erreichte die Elbe einen Pegelstand von 9,64 Meter. Merkel folgten einige Politiker mit vollmundigen Zusagen, schnellstmöglich einen Hochwasserschutz zu bauen - das ist jetzt fünf Jahre her. Viel geschehen ist nicht. Ein Grund ist, dass viele Anwohner den zehnprozentigen Eigenanteil der Schutzmaßnahme nicht zahlen wollen oder können.
„Wer hier lebt, ist sich der Bedrohung bewusst und hat gelernt, damit umzugehen“, sagt Dr. Claudia Tanck, gebürtige Lauenburgerin *) und Archivarin im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Bei ihrem Rundgang wird sie die Gummistiefel zwar nicht brauchen, aber den Teilnehmern deutlich machen, dass diese ein unverzichtbares Utensil in jedem Haushalt der Elbstraße sind. Stationen der Hochwasser-Führung sind die Statue „Der Rufer“, die historische Pegelanzeige, die Steinkästen oder das Haus in der Elbstraße 22, das bereits etliche Katastrophen überstanden hat.
„Früher haben die Menschen mit der Elbe gelebt. Keller waren leer, die Wände der Häuser sind wasserdurchlässig. Sie bieten keinen Widerstand gegen die Urgewalt. Die Menschen brachten ihre Sachen in den ersten Stock und warteten ab“, sagt Tanck. Heute sei so ein Pragmatismus schwieriger. „Wenn durch das Wasser der Strom ausfällt, geht nichts mehr. Es bleibt nur vorübergehende Evakuierung.“
Geschichte der Steinkästen
Beim rund einstündigen Rundgang in der Altstadt lernen die Teilnehmer auch das blaue Zimbelkraut kennen. Es sprießt an den Steinkästen. „Vermutlich wurde der Samen einst durch das Wasser transportiert und an die Wände geklatscht. Dieses Kraut ist kein heimisches Gewächs.“ Die Steinkästen haben ihre eigene Geschichte. Die riesigen Holzkisten wurden im 17. Jahrhundert vor die Keller der Häuser gebaut und mit Felssteinen bestückt - Hochwasserschutz ganz simpel. Wer mehr wissen möchte, sollte die Führung nicht versäumen - es geht auch ohne Gummistiefel.
Schutz frühestens 2028
Über stationären Hochwasserschutz der Altstadt wird viel diskutiert. Die Zusammenarbeit mit den Eigentümern ist eine Herausforderung. Ein Konzept lässt sich nur umsetzen, wenn alle den Einsatzkräften im Grundbuch ein Betretungsrecht im Notfall einräumen. Daran war ein früheres Konzept gescheitert. Inzwischen laufen die erneuten Planungen. Der Bereich von der Kanalschleuse bis zum Ende der Altstadt ist in drei Bereiche unterteilt. Allein schon die Ausschreibungen der Planungsleistungen sind sehr kompliziert. Eine Fertigstellung des gesamten Hochwasserschutzes der Stadt Lauenburg wird frühestens 2028 erwartet - wenn auch alle Grundeigentümer zustimmen.
Lauenburg, Elbe, Pegel
Foto oben:
Elbpegel mit Kacheln der Hochwasser-Stände, geschaffen vom Ehepaar Scherling, im Jahr 2013
Foto unten:
Alter Ausleger mit Weinlaub im Herbst 2013 am Elbschifffahrts-Museum Lauenburg, siehe Links
Foto weiter unten:
Die Zahl gibt in Metern an, wann dieser Gullydeckel überflutet sein wird.
Lauenburg, Elbschifffahrtsmuseum, Ausleger mit Weinlaub
Lauenburg, Gullydeckel mit Überflutungs-Meterzahl
Lauenburg, Rufer, Winter-Hochwasser 2011
Lauenburg, Altes Schifferhaus, Winter-Hochwasser 2011
Fotos oben:
Hochwasser am Rufer (links) und am Alten Schifferhaus (rechts). Der erste Sandsackwall ist überspült, der zweite hält.
Lauenburg, Jugendfeuerwehr füllt Sandsäcke, Winter-Hochwasser 2011
Lauenburg, vor Haus Nr. 111, THW mit Pumpe, Winter-Hochwasser 2011
Fotos oben:
Jugendfeuerwehr füllt Sandsäcke (links). Neben diversen Feuerwehren ist auch das Technische Hilfswerk (THW) mit insges. fünf Pumpen im Einsatz.
Diese vier Fotos beim Winter-Hochwasser am 22. Januar 2011 von Manfred Maronde
Lauenburg, 4 Hochwassertassen von Frau Scherling
Lauenburg, Elbufer, Zimbelkraut in Mauerritze
Fotos oben:
Vier „Hochwassertassen“ von Frau Karin Scherling (war in Elbstraße tätig bis 2019) getöpfert: 8,70 m 23.08.2002, 9,12 m 09.04.2006, 9,23 m 23.01.2011, 9,64 m 12.06.2013. Fazit: Das Wasser kommt öfter und steigt höher. - Rechts: Zimbelkraut.
Lauenburg, Elbufer, Fachwerkhäuser mit Steinkisten
Lauenburg, Elbufer, Steinkiste
Fotos oben:
Elbufer-Promenade bei normalem Wasserstand. Fachwerkhäuser stehen hinter bzw. auf sog. Steinkisten aus Felsen.
Diese vier Fotos am 15. Oktober 2018 von Manfred Maronde